3 Fragen an

Julian Schmitz

30. Oktober 2024

Julian Schmitz

1. Was hält unsere Innenstädte lebendig?

Bei uns in Bochum hat die Stadt schon vor vielen Jahren den Wandel des Konsumverhaltens der Menschen zum Anlass genommen, darauf städtebaulich zu reagieren. Das sieht man an bereits abgeschlossenen Bauprojekten wie dem Husemannkarree, einer sogenannten Mixed-Use-Immobilie, in der sich Einzelhandel, Büroräumlichkeiten, Gastronomie, Hotellerie und ein Fitnessstudio befinden. Der Husemannplatz wird außerdem derzeit als einer der zentralen Plätze in der Innenstadt modernisiert und umgestaltet, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Ein weiteres Vorhaben, die Innenstadt für Bürgerinnen und Bürger attraktiver zu machen, ist das Haus des Wissens mit einer integrierten Markthalle und einer rund um die Uhr begehbaren, begrünten Dachterrasse, verbunden mit modernen Räumlichkeiten, in denen die Volkshochschule, die Stadtbücherei und der Wissensverbund UniverCity Bochum ein neues Zuhause finden werden. Hier wird es von den genannten Institutionen viele Angebote für alle Altersgruppen geben.

Ich sehe dieses übergeordnete Thema als Teamwork zwischen Stadtverwaltung, Bochum Wirtschaftsentwicklung, der Initiative Bochumer City, den ansässigen Einzelhändlern, Gastronomen und Unternehmen in der Innenstadt und natürlich auch uns von Bochum Marketing. Mit Blick auf Veränderungen von Gesellschaft, Mobilität und Konsumverhalten braucht es verschiedene Strategien, die zu einer positiven Entwicklung führen können. Wir von Bochum Marketing sind unter anderem gefragt, durch diverse Veranstaltungen und Projekte, wie beispielsweise den Weihnachtsmarkt, das Musikfestival Bochumer Musiksommer oder Dino City, bei der über 40 lebensgroße Dinosaurier-Modelle in den Sommerferien die Stadt besiedelt haben, die Innenstadt zu beleben. Darüber hinaus verwalten wir den City Fonds sowie den Stadtteilfonds Innenstadt, wodurch immer wieder neue Projekte Zustandekommen, kümmern uns mit einem Stadtteilmanager um das Mosaik Viertel, ein migrantisch geprägtes und immer mehr florierendes Viertel in der nördlichen Innenstadt, und führen mit der Bochum Touristinfo auch einen eigenen Shop in der City. Wir wollen mit unserer Arbeit auf verschiedenen Ebenen Anreize schaffen, in die Bochumer Innenstadt zu kommen und den lokalen Einzelhandel zu stärken.

2. Welche konkreten Maßnahmen und Ideen sind Ihrer Meinung nach besonders vielversprechend, damit gastronomische Betriebe und Hotels noch stärker zur Belebung unserer Innenstädte beitragen können?

Allein in den vergangenen zwei Jahren sind mehrere neue Hotels in der Bochumer Innenstadt entstanden, etwa das B&B Hotel Bochum-City und die Nena Apartments an der Alleestraße sowie das Holiday Inn Express im Husemannkarree. Allein die Präsenz dieser Häuser trägt zu einer Belebung der Innenstadt bei. Darüber hinaus streben wir Kooperationen mit den Hotels in unserer Stadt an. So haben wir beispielweise im Rahmen von Dino City III im Mercure Hotel Bochum City und im DJH-Jugendgästehaus nahe dem Bermuda3Eck Zimmer speziell im Dino ambiente ausgestattet – von der Bettwäsche bis zur Zahnbürste. Zuletzt fand im Rahmen von „Dein Fußball-Wochenende in Bochum“, einem Kulturprogramm, das wir um die Heimspiele des VfL Bochum stricken, im Moxy Hotel eine Verkostung von Ruhrpott-Tapas statt.

Außerdem spielt in Bochum das Bermuda3Eck eine wichtige Rolle. Das bekannte Kneipen- und Szeneviertel lässt an jedem Wochentag und auch nach Ladenschluss des Einzelhandels die Innenstadt pulsieren. In der Innenstadt ist es nach wie vor so, dass qualitativ hochwertige Gastronomie sehr geschätzt wird. Diesbezüglich sind wir in Bochum sehr gesegnet. Mit regelmäßigen Beiträgen auf unseren Social-Media-Kanälen von Stadtportal Bochum, im Blog „Blume im Revier“ und dem monatlich erscheinenden BOMA-Stadtmagazin stellen wir immer wieder Neuheiten und die Vielfalt der Bochumer Gastronomie vor. Dabei setzen wir zwar nicht nur, aber vor allem den Fokus auf die Innenstadt.

3. Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit zwischen lokalen Food- und Hospitality-Betrieben und der Stadtverwaltung bei der Gestaltung von attraktiven Innenstädten, und wo sehen Sie noch Potenzial für Verbesserungen?

Im regemäßigen Austausch zwischen der Stadt und ihren Stadttöchtern sind wir immer auf der Suche, Potentiale für Verbesserungen zu entdecken und zu nutzen. Ein Austausch zwischen wichtigen Playern innerhalb der Innenstadt ist sehr wichtig. Daraus entstehen auch regelmäßig Kooperationen. Wir von Bochum Marketing sind als Netzwerker sowohl mit dem Einzelhandel, unter anderem mit der Werbegemeinschaft Initiative Bochumer City (iBo), als auch im Rahmen von Veranstaltungen mit vielen Gastronomen im Austausch. Veranstaltungen wie der Bochumer Musiksommer, Bochum kulinarisch oder der Weihnachtsmarkt sorgen nicht nur für eine Belebung der Innenstadt, sondern auch für eine Präsentation der Gastronomen. Ein außergewöhnliches Beispiel für eine besondere Zusammenarbeit ist der jährliche Auftritt der Band „The Tomcats“ auf einem Balkon des Bochumer Restaurants „Mutter Wittig“, der sich jedes Jahr im Rahmen des Bochumer Musiksommers großer Beliebtheit erfreut.

In Bochum werden Gastronomiebetriebe in vielen Neubauten der Innenstadt auch direkt mitgedacht. So sind im bereits genannten Husemannkarree mehrere Restaurants eingezogen, im Haus des Wissens, das gegenüber dem Rathaus entsteht, wird eine Markthalle ein wichtiger Bestandteil sein, und in einem Neubau der Sparkasse Bochum am Dr.-Ruer-Platz wird das Familienrestaurant Wilma Wunder im kommenden Jahr einziehen.

Bildquelle: Bochum Marketing, Andreas Molatta

© DZG

Fazit

„Eine lebendige Innenstadt erfordert ein gemeinsames Engagement von Stadtverwaltung, lokalen Betrieben und Institutionen, unterstützt durch vielfältige Bauprojekte, Veranstaltungen und Kooperationen, um Aufenthaltsqualität, Einzelhandel und Gastronomie nachhaltig zu fördern.“

Julian Schmitz

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