Die Geschichten aus der Gastwelt

Fußball, Geschichte(n), Gastlichkeit:

die vielseitige Karriere des Hoteliers und Autors David Depenau

07. Oktober 2024

Was sich liebt, das neckt sich, weiß der Volksmund. So kommt es, dass Nachbarn, die sich mögen, mitunter skurrile Bezeichnungen füreinander finden, sogenannte „Ortsnecknamen“. Die meisten Leute gebrauchen sie einfach, die wenigsten fragen sich, warum beispielsweise die Langensteinbacher die Bewohner des Nachbarorts Spielberg „Gockler“ nennen. Nachlesen kann man das bei David Depenau, in Personalunion Top-Hotelier und, was die wenigsten wissen, erfolgreicher Buchautor.

In einem Bildband über Karlsruhe, den Depenau vor 25 Jahren in die Hände bekam, waren die scherzhaften Beinamen der Bewohner einzelner Stadtteile und des Umlands beschrieben. Niemand konnte dem jungen Restaurantfachmann damals sagen, wie sie zustande gekommen waren. Auch ein Buch darüber gab es nicht. David Depenau begann deswegen selbst nachzuforschen; dass er auf diese Weise einmal selbst Autor werden würde, kam ihm dabei überhaupt nicht in den Sinn. „Ich bin sehr strukturiert und ordnungsliebend“, sagt er über sich selbst. Und trug die Ortsnecknamen, deren Bedeutung und Herkunft er vor allem in Interviews mit älteren Leuten erforscht hatte, daher sauber in eine Excel-Tabelle ein.

In der Folge baten ihn immer wieder Freunde und Bekannte um Ausdrucke dieser Namensliste. Und so war das erste Buch im Eigenverlag nicht mehr weit, ebenso wie das Engagement durch einen agilen Verleger, der Heimatbände herausbringt. So entstanden in den Folgejahren viele Büchlein über Orts- und Ortsnecknamen im Badischen, der Heimatregion Depenaus. „Ich bin noch heute der Autor mit der zweithöchsten Auflage im Raum Karlsruhe“, schmunzelt er. Im Regal stehen aber auch andere Werke aus seiner Feder: eine Sammlung von Lebensweisheiten etwa oder ein Gedichtband.

Ein kleines Büchlein mit dem Titel „Doppelpass“ wird dem Mann allerdings besonders gerecht, zeigt es doch viele seiner Facetten gleichzeitig: den Autor, den Fußballer, den Genießer und den sozial Engagierten. In jüngeren Jahren stand der heute 53-Jährige, ein glühender KSC-Fan, nicht nur beim Landesligisten Langensteinbach zwischen den Pfosten, sondern auch bei den „Fußballköchen“. Das war eine Charity-Truppe mit TV-Größen wie Ralf Zacherl oder Johann Lafer, die für den guten Zweck gegen den Ball trat. Ihr schreibender Keeper hatte die Idee, mit einer Rezeptsammlung dieser Promis in Buchform zusätzliche Mittel für gute Zwecke zu generieren. Und feixt noch heute über den gelungenen Doppelpass mit den kickenden Küchengöttern, „vor allem, weil ich ja nicht Koch, sondern Kellner gelernt habe“.

Von Baden an die Ostsee – vom Kellner zum Hoteldirektor

Als solcher trug er im Hotel „Bareiss“ auf, wo schon damals der Küchenkünstler Klaus-Peter Lumpp das Regiment führte. Den Ton war rau, doch Depenau durfte sich auf diese Stelle etwas einbilden: Der junge Restaurantfachmann aus Langensteinbach war der erste Azubi, der nach der Ausbildung direkt im Sterne-Restaurant eingesetzt wurde. „Disziplin war dort alles“, meint Depenau, der anschließend im Genfer „Beau Rivage“ arbeitete und in der Heimat eine Disco managte. Stammgäste erinnern sich daran, dass er in dieser Funktion sogar seinem prominenten Torwartkollegen Oli Kahn, damals noch Ersatzmann beim KSC, persönlich wegen eines Ausrasters temporär Hausverbot erteilte.

Diese Episode macht deutlich, dass Haltung für einen wie David Depenau kein Luxus ist. Der sympathische Gastwelt-Profi ist ausgesprochen geradlinig. Eine Eigenschaft, die ihn Jahre später über illustre Stationen wie den „Erbprinzen“ in Ettlingen, wo er es in wenigen Jahren zum Direktor brachte, oder den Wellness-Tempel „Sonne“ in Frankenberg Schritt für Schritt beruflich weiter in den Norden führte; an die Ostsee, wo er die berufliche Aufgabe seines Lebens finden sollte: Seit nunmehr 14 Jahren ist er dort in der Chefetage des Ferien- und Freizeitparks Weissenhäuser Strand, zunächst als Geschäftsführer, seit 2020 als Sprecher der Geschäftsführung.

Erfolgsmodell Weissenhäuser Strand

Branchenzeitschriften zufolge ist der Ferien- und Freizeitpark Weissenhäuser Strand nicht nur Top-Arbeitgeber, sondern auch einer der umsatzstärksten deutschen Hotelbetriebe. David Depenau hat hier in Ostholstein enorm viel bewegt. „Wir haben die Mitarbeiterzahl, die Geländegröße und auch den Umsatz nahezu verdoppelt“, bilanziert er. Inzwischen konzentriert sich der Vater von fünf Kindern – das jüngste ist neun Monate alt – vor allem auf strategische Aufgaben, kann und muss das Tagesgeschäft in großen Teilen seinen Abteilungsleitern überlassen.

Herausfordernd sind bisweilen nicht nur gewachsene Unternehmensstrukturen, sondern auch die schiere Größe der Anlage: Am Weissenhäuser Strand sind rund 700 Menschen beschäftigt, der Nettoumsatz beläuft sich auf über 60 Millionen Euro. Es laufen viele Neubauprojekte und die Aufgaben im Betrieb sind extrem vielfältig: Das Unternehmen lockt Gäste an mit Attraktionen wie dem Subtropischen Badeparadies, dem Abenteuer Dschungelland und einem gigantischen „Waterpark“ mit Wasserskilift und XXL-Rutschen an die Ostsee. Zahlreiche Berufsbilder vom Tierpfleger bis zum Sportlehrer werden benötigt. „Das ist schon etwas anderes als ‚nur‘ ein Hotel mit Restaurant“, meint Firmenlenker Depenau, der sich – wie viele Hoteliers – vor allem mit der Herausforderung konfrontiert sieht, Mitarbeiter für eine sehr strukturschwache Gegend zu gewinnen.

Wie rührig, ideen- und erfolgreich er hierbei ist, zeigt eine NDR-Dokumentation mit dem Weissenhäuser-Strand-Chef in der Hauptrolle. Ein Jahr lang hat ihn ein Kamerateam begleitet, unter anderem nach Madagaskar, wo „Herr D.“, wie er in der Reportage genannt wird, junge Servicekräfte angeworben hat. Mittlerweile stehen 36 Nationen auf der Lohnliste; der Weissenhäuser Strand ist ein Betrieb, der auf der Basis gegenseitiger Akzeptanz Menschen integriert. Das Prinzip beschreibt ein Bonmot David Depenaus im Fernsehfilm: „Es gibt keinen Ersatz für Umsatz – und ohne Hände keinen Umsatz!“

Es gibt keinen Ersatz für Umsatz – und ohne Hände keinen Umsatz!“

David Depenau

Reisen als Lebensschule – gesellschaftliches Engagement aus Überzeugung

Dabei weiß einer wie er, der Gastlichkeit zunächst von der Pike auf gelernt und sich dann auf dem zweiten Bildungsweg die Fachhochschulreife, ein europäisches Hoteliers Diplom sowie den Bachelor erarbeitet hat, dass es nicht nur aufs Geld ankommt, sondern auch auf andere Dinge. Auf seinen Reisen sieht David Depenau die Not, die in anderen Ländern herrscht und realisiert dabei immer wieder, wie gut man hierzulande leben kann. Die Gastwelt trägt das ihre dazu bei: „Wir bieten den Menschen tolle Momente und Erlebnisse. Man möchte sagen: Wir servieren Freude!“ Das ist für ihn die schönste vorstellbare Aufgabe und der Grund, warum er niemals Arzt oder Anwalt hat werden wollen. Das seien zwar Berufe mit Renommee, jedoch zwangsläufig und zuallermeist im negativen Kontext von Konflikt oder Krankheit.

Ein sattes Berufsleben voller schöner Momente, meint der Chef des Weissenhäuser Strands, bedinge allerdings auch gesellschaftliche Verpflichtungen. „Man kann nicht nur fordern, ohne sich selbst einzubringen“, formuliert Depenau sein Credo, das ihn veranlasst, sich in vielerlei Hinsicht sozial zu engagieren. 16 Jahre lang saß er im Vorstand der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland e.V. – so lange wie kein anderer. Aktuell gehört er der Vollversammlung der IHK zu Lübeck an, ist Mitglied des Tourismusausschusses der DIHK in Berlin, Vorstandsmitglied bei Fair Job Hotels und außerdem als Rotarier im Club Oldenburg/Holstein guten Zwecken verpflichtet.

Obwohl er somit gut ausgelastet und schon allein beruflich viel unterwegs ist, packt David Depenau mit der Familie immer noch gerne die Koffer. Schon über 100 Länder hat er privat bereist. Das findet er nicht nur schön, sondern auch wichtig: „Wenn alle nur zu Hause sitzen, wird die Welt davon nicht besser. Reisen schafft neben Erlebnissen auch Verständnis für andere Kulturen.“

Genau genommen war das auch schon das Anliegen seines ersten Büchleins. Denn wer es gelesen hat, weiß, dass es auch den Spielbergern einstmals nicht gut gegangen ist. Sie waren schlichtweg zu arm, um sich einen eigenen Wetterhahn für ihren Kirchturm zu leisten. Dass sie deswegen den „Gockel“ von der Langensteinbacher Kirche klauten und auf ihrer eigenen anbrachten, haben ihnen die Nachbarn freilich nie vergessen. Denn für die werden sie ewig die „Gockler“ bleiben …

Bildquelle: David Depenau

© DZG

Das könnte Sie auch interessieren

Gastweltmacher

Pressemitteilungen

Lebendige Gastwelt belebt Standortattraktivität

Deutschland verliert als Wirtschaftsstandort immer mehr an Attraktivität. Im EU-Vergleich landen wir laut KPMG-Studie mal gerade im Mittelfeld. Wir haben es mit einer Kettenreaktion zu tun:

Investoren bemängeln unsere Fachkräfteverfügbarkeit. Fachkräfte wiederum suchen ein ansprechendes Umfeld mit einem lebendigen sozialen Miteinander. Soziales Miteinander geschieht dort, wo Menschen zusammenkommen. Doch Orte dafür werden immer rarer. Was uns zu einem zentralen Faktor bringt, um wettbewerbsfähig zu bleiben: lebendige Innenstädte.

Eine starke Gastwelt – mit Restaurants, Cafés und Freizeiteinrichtungen – trägt erheblich dazu bei, wie lebendig eine Innenstadt wahrgenommen wird. Orte, an denen sich Menschen treffen, verbessern die Atmosphäre, verlängern die Verweildauer von Besuchern und sind oft der Hauptgrund, überhaupt in eine Innenstadt zu fahren.

Studien, wie die von METRO und IFH Köln, bestätigen: Ohne eine starke Gastronomie sind lebendige Innenstädte nicht möglich. Um die Zukunftsfähigkeit von Städten und Regionen zu sichern, müssen Gastronomieunternehmen stärker in die Stadtentwicklung einbezogen werden. Investitionen in die Gastwelt räumen die Kettenreaktion quasi von hinten auf: Lebendige Innenstädte ziehen Fachkräfte an, die Fachkräfteverfügbarkeit überzeugt Investoren, finanzielle Stabilität steigert Deutschlands wirtschaftliche Standortattraktivität nachhaltig.

Make Populismus unpopular again – das schafft die Gastwelt

Durch Deutschland geht ein Riss. Populistische Strömungen spalten unsere Gesellschaft. Sie sagen „Wir gegen die“, wo doch eigentlich ein „Uns“ – ein „gemeinsam“ – stehen sollte. Weltweite Krisen, die Frage, „Wem kann ich noch trauen?“ und der Rückzug in virtuelle Räume verstärken diesen Trend. Millionen von Menschen sind verunsichert, fühlen sich einsam und haben keine echten Gespräche mehr. Das Problem: Wer sich abgehängt und isoliert fühlt, ist anfälliger für die einfachen, spalterischen Lösungen populistischer Bewegungen – das zeigt der „Deutschland-Monitor 2023“.

Was uns fehlt, sind direkte Dialoge, soziales Miteinander, ein vertrautes ‚Wir-Gefühl‘ – und vor allem: die Orte dafür.

Hier spielt die Gastwelt eine entscheidende Rolle: Restaurants, Cafés, Hotels und Freizeiteinrichtungen bieten uns Treffpunkte, an denen wir persönlich zusammenkommen. Durch Investitionen in diese Orte können wir Gespräche fördern und das Gefühl der Gemeinschaft stärken. Damit steigern wir das soziale Wohlbefinden und verringern langfristig die Anfälligkeit für populistische Ideologien und eine gesellschaftliche Polarisierung.

Bye, Einsamkeit - Wie die Gastwelt unsere Demokratie stärken kann

Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Das geht nicht nur älteren so, sondern auch jüngeren. Ein Blick aufs Einsamkeitsbarometer 2024 zeigt: wir alle sind betroffen. Und: besonders während der Pandemie sind die Zahlen gestiegen. 

Einsamkeit ist kein individuelles Schicksal, sondern ein gesellschaftliches Problem – und zwar eins, das unsere Demokratie in Gefahr bringt. Die erhobenen Daten machen deutlich: Menschen, die sich einsam fühlen, verlieren das Vertrauen in politische Institutionen. Sie beteiligen sich seltener an Wahlen und glauben eher an Verschwörungen. 

Unsere Demokratie gerät ins Schwanken. Doch wir können etwas tun, indem wir stabilen Boden für ihre Grundpfeiler schaffen. Dieser Boden kann unsere Gastwelt sein: Wenn wir es schaffen, Orte der Begegnung, wie sie unsere Gastwelt bietet, zu stärken, bringen wir uns Menschen wieder zusammen. Statt sozialer Isolation würde ein Gefühl gesellschaftlicher Teilhabe entstehen. Wir würden echte Gespräche führen, einander zuhören und uns als Teil einer Gemeinschaft wahrnehmen. Wir wären nicht weiter einsam. Wir wären wieder gemeinsam – für unsere Demokratie.