Die Geschichten aus der Gastwelt

Zwischen Tradition & Innovation:

Wie Nathalie Banhardt den „Feldberger Hof“ in die Zukunft führt

12. September 2024

Abends am Herd kann Nathalie Banhardt wunderbar abschalten. Wenn im Wok ein Thai-Curry köchelt, liegen der Arbeitstag und damit immer wieder viele neue Herausforderungen hinter ihr. Denn Hotelbetreiber haben es heute nicht leicht: zu wenig Personal, zu viel Bürokratie und steigende Kosten. Das Umfeld ist schwierig, und dennoch hat sich die 30-Jährige dafür entschieden, zusammen mit ihrem Bruder Sebastian (28) den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Selbstverständlich, sagt sie, sei das keineswegs gewesen. Denn beide Geschwister sind hoch qualifiziert, und es gab viele Türen, durch die sie hätten gehen können.

Ihr Vater Thomas hat das Hotel 1993 gekauft und von da an zur Blüte gebracht. Da stecken neben enorm viel Arbeit auch viele Kindheitserinnerungen drin.

Die Geschwister ergänzen sich heute in der Geschäftsführung nahezu ideal. Sebastian Bahnhardt kümmert sich als Hotelbetriebswirt um die Betriebsorganisation, den Einkauf und den kompletten Food- und Beverage-Bereich. Außerdem leitet er die personalintensivsten Abteilungen des Hotels. Seine Schwester, ausgestattet mit einem Master of Science in Business Psychology, Leadership and Management, verantwortet die organisatorische und strategische Unternehmensplanung, Marketing, Personalwesen und die Finanzen des Hotels. Immer dabei im Büro: Mischlingshündin „Sora“.

Doch während der Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie, erzählt Nathalie Banhardt, habe sie zum ersten Mal erkannt, „dass es mit dem ‚Feldberger Hof‘ auch mal vorbei sein“ könnte: „Diese Vorstellung war schlimm für mich“.

Technologie als Schlüssel zu mehr Effizienz

Während die brav unter Frauchens Schreibtisch ruht, liegt darauf die Arbeit. Nathalie Banhardt arbeitet augenblicklich daran, die Software-Infrastruktur des „Feldberger Hof“ zu modernisieren. Im nächsten Jahr will sie damit fertig sein. Dabei gilt es, die einzelnen Programme über Schnittstellen zu synchronisieren und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz unnötigen Arbeitsaufwand einzusparen. So setzt die junge Hotelière in der Kommunikation nicht nur mit Gästen, sondern auch mit Bewerbern, unter anderem auf Chatbots, also auf technische Dialogsysteme, die viele Kontakte enorm erleichtern und dazu beitragen, geschäftliche Prozesse wirtschaftlicher zu gestalten.

Das ist dringend notwendig. Denn es gilt, vor allem die wachsenden Kosten im Griff zu behalten. „Angesichts dessen wird es immer schwieriger, eine hohe Qualität zu gewährleisten, zumal wir Kostensteigerungen nicht unbegrenzt an unsere Gäste weitergeben können“, erklärt Nathalie Banhardt. Auch weil Hotels meist lange im Voraus gebucht werden, was in der Praxis dazu führt, dass zwischenzeitliche Preissteigerungen die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen können. „Die Bedingungen für uns Unternehmer werden schwieriger“, meint die Hotelchefin und sieht die Politik in der Pflicht, endlich die Rahmenbedingungen für Gastwelt-Betriebe wie den ihren spürbar zu verbessern. Denn Familienhotels wie der „Feldberger Hof“ seien letztlich nicht nur regionale Wirtschaftsfaktoren, sondern auch Orte, „wo sich Menschen kennen lernen, wo man neue Freundschaften schließt“.

Wurzeln, die prägen

Die Banhardts haben das schon von Kindesbeinen an erlebt. „Weil viele Gästekinder da waren, hatten wir immer neue Spielkameraden“, erinnert sich Nathalie. Diese Phase hat sie als prägend empfunden. Schon als Kind mit dem Vater weit gereist, sind sie und ihr Bruder sehr weltoffen groß geworden, ein Umstand, der ihr heute bei ihrer Arbeit sehr zugute kommt. Liegt eine der größten Herausforderungen der Branche doch im Fachkräftemangel, verursacht durch die dramatische demografische Entwicklung hierzulande. Ohne ausländische Mitarbeitende geht es auch im „Feldberger Hof“ nicht mehr, rund 80 Prozent der 140-köpfigen Belegschaft aus 22 Nationen sind Arbeitsmigranten.

Globale Talentsuche als Antwort auf den Fachkräftemangel

Statt auf Vermittlungsagenturen zu vertrauen, hat Nathalie Banhardt die Schlüsselaufgabe Personalgewinnung selbst in die Hand genommen. Über das Internet knüpfte sie kurzerhand Verbindungen zu Schulen und Hochschulen in Asien, um im Anschluss selbst in Länder wie Thailand, Vietnam oder Indonesien zu reisen und dort fähige junge Leute anzuwerben. Ein bis zwei Mal pro Jahr setzt sie sich in den Flieger, um auf diese Weise neue Talente zu gewinnen. Das Konzept ist aufgegangen. Die ersten indonesischen Lehrlinge des „Feldberger Hof“ haben vor kurzem ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

Bis es soweit war, musste ihre Chefin allerdings dicke Bretter bohren: „Wir haben inzwischen viel Erfahrung damit gesammelt, wie man ausländischer Fachkräfte gewinnt“, bilanziert Nathalie Banhardt. „Der bürokratische Aufwand dabei ist enorm.“ Ein bis zwei Jahre dauert es, bis Kräfte aus Asien oder Nordafrika mit Arbeitsvisa ausgestattet sind – viel zu lange. „Das muss einfacher werden“, fordert sie.

Das Leistungspotenzial der jungen Hoteliersgeneration des „Feldberger Hof“ haben heute auch ihre Mitarbeiter erkannt. „Als wir hier angetreten sind, wollten wir weitere Veränderungen. Das hat die Belegschaft auch verunsichert“, blickt die Chefin zurück. Doch die Phase des Umbruchs ist gelungen, die Dinge stabilisieren sich. „Nun wissen unsere Mitarbeitenden: Wenn wir etwas machen, dann machen wir es gut.“

„Nun wissen unsere Mitarbeitenden: Wenn wir etwas machen, dann machen wir es gut.“

Nathalie Banhardt

Urlaubsspaß zu allen Jahreszeiten am Feldberg

Dazu gehört es auch, nichts dem Zufall zu überlassen oder gar dem Wettergott. Denn der spielt auch auf dem Feldberg, wo man im Winter Ski fährt und im Sommer prima wandern kann, nicht immer mit. Nathalie und Sebastian Banhardt haben ihren Betrieb deswegen so ausgerichtet, dass ihre Gäste ganzjährig komplett wetterunabhängig bei ihnen urlauben können. Die Freizeit- und Spielangebote für Familien, die sie anbieten, sind enorm vielfältig. Dabei geht es keineswegs darum, die Kinder durch Hotelpersonal zu betreuen, damit die Eltern Zeit für sich haben, sondern die familiäre Gemeinsamkeit zu fördern. „Das Leben mit Kindern kommt heute im Alltag oft viel zu kurz“, weiß Nathalie Banhardt. Neben anderen attraktiven Freizeitangeboten wie der „Splash-World“, einer Badelandschaft mit separatem Strömungsbecken, ist das Highlight im Hotel eine 4000 Quadratmeter große Spiel- und Sporthalle, die „Fundorena“.

Work-Life-Balance als Erfolgsrezept

Sport spielt auch in Nathalie Banhardts Privatleben eine große Rolle. In der Mittagspause schnürt sie gerne mal die Joggingschuhe oder nimmt Hündin „Sora“ an die Leine, denn der Feldberg bietet rund ums Hotel viele Spazierwege in unberührter Natur. Hier findet man grüne Wiesen, rauschende Wälder, sprudelnde Bachläufe und manchen grandiosen Ausblick. „Da lohnt es sich, auch mal aufs E-Bike zu steigen“, meint Nathalie. Wobei sie dem Pedelec ihr Rennrad vorzieht, denn im Sattel drückt sie auch mal aufs Tempo. Für solche Touren findet sie am Kaiserstuhl unweit ihres Wohnorts ein ideales Revier.

Der räumliche Abstand zum Arbeitsplatz ist ihr wichtig, ebenso wie eine gesunde Balance, die sich daraus ergibt. Zwölf Stunden täglich zu arbeiten, wie das früher in der Branche üblich war, hält Nathalie Banhardt nicht für nachhaltig. Sie richtet den Fokus auf ihre Arbeitszeit; in dieser Spanne gelte es, hoch effektiv zu sein. So will sie als Vorbild wahrgenommen und ihrer Rolle als Chefin gerecht werden. Dabei ist es ihr wichtig, jungen Menschen Perspektiven zu geben und ihnen vorzuleben, dass, wer an sich arbeitet, letztlich alles erreichen kann.

Bildquelle: Nathalie Banhardt

Hotel Feldberger Hof
www.feldberger-hof.de 
info@feldberger-hof.de

© DZG

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